Im Juni dieses Jahres hat sich die Einführung der kostenfreien Meisterausbildung in Hessen erstmals gejährt. Absolventinnen und Absolventen, die ihre Meisterprüfung oder eine gleichwertige öffentlich-rechtliche Fortbildungsprüfung ab dem 1. Juni 2024 erfolgreich abgeschlossen haben, erhalten seitdem eine Aufstiegsprämie in Höhe von 3.500 Euro. Damit werden die bislang anfallenden Kosten für Lehrgänge und Prüfungen in der Regel vollständig abgedeckt und die finanzielle Belastung für angehende Meisterinnen und Meister deutlich reduziert.
Bei einer Pressekonferenz im „Salon Astrid“ in Geisenheim im Rheingau hat der hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori gemeinsam mit dem Präsidenten der Handwerkskammer Wiesbaden, Stefan Füll, und dem Bezirksvorsitzenden des DGB Hessen-Thüringen, Michael Rudolph eine Bilanz des ersten Jahres gezogen. In dem traditionsreichen Friseurbetrieb arbeitet mit Franziska Sandtner eine Jungmeisterin aus dem ersten Förderjahrgang der kostenfreien Meisterausbildung.
„Ich will heute allen die Botschaft mitgeben: Meisterleistung? Bezahlen wir! Seit Einführung der Prämie konnten wir 3.672 Jungmeisterinnen und -meister, sowie vergleichbar Qualifizierte, bei ihrer Ausbildung finanziell unterstützen. Mit dem kostenfreien Meisterbrief wollen wir nicht nur die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung sichern. Für uns ist dies auch ein wichtiger Baustein bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels, der sich besonders auch im Handwerk niederschlägt. Mit der kostenfreien Meisterausbildung schaffen wir einen Anreiz für Fachkräfte, sich weiterzuqualifizieren und setzen ein klares Zeichen der Anerkennung und des Respekts für die Berufsausbildung. Hinter den ausgezahlten Aufstiegsprämien stehen lauter exzellent ausgebildete Fachkräfte für Hessen, die eine Stütze unserer Wirtschaft sind“, so Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori.
Gemeinsam Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung schaffen
Entscheidend für die schnelle Umsetzung des kostenfreien Meisters in 2024 war die konstruktive und unkomplizierte Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. „Ich danke daher den Kammern, Verbänden, Gewerkschaften und allen weiteren Akteuren, die ihre Expertise bei der Konzeption eingebracht haben. Die Rückmeldung der Absolventinnen und Absolventen zeigt, dass insbesondere die Kammern auch wichtige Multiplikatoren sind, um den Meister bei den Auszubildenden bekannt zu machen“, so der Minister.
Stefan Füll, der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, sagte: „Wir sind der Landesregierung sehr dankbar für die deutlich erhöhte Aufstiegsprämie, denn dies ist auch ein wichtiges Signal für die Anerkennung der Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung. Die Nachfrage nach hochqualifizierten Handwerksmeisterinnen und -meistern ist ungebrochen groß und die Fähigkeiten, die damit einhergehen, sind gefragter denn je. Nach wie vor ist Qualifizierung die beste Grundlage, um beruflich erfolgreich zu sein. Indem sich seitens der Landesregierung für die Gleichwertigkeit verschiedener Bildungswege eingesetzt wird, ist dies auch als ein klares Zeichen zu sehen, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten.“
„Die Aufstiegsprämie ist ein starkes Signal für die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Dass junge Menschen ihre Karriereentscheidung unabhängig vom Geldbeutel treffen können, ist ein wichtiger Schritt zu mehr Chancengerechtigkeit. Die hessischen IHKs unterstützen die Umsetzung mit voller Überzeugung – als Multiplikatoren in der Fläche, als Berater und Begleiter. Dennoch gilt: Die Bekanntheit dieser Möglichkeit muss weiter wachsen, damit noch mehr junge Talente den Weg über die berufliche Bildung wählen. Hier bleibt gemeinsame Kommunikation gefragt“, sagt Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin des Hessischen Industrie- und Handelskammertags (HIHK).
Renate Sternatz, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen zur Einführung der kostenfreien Meisterausbildung:
Es ist gut und richtig, dass die hessische Landesregierung mit der kostenfreien Meisterausbildung allen Beschäftigten, die die Voraussetzungen erfüllen, den Weg in die Meisterschule ebnet. Und das ohne finanzielle Hürden. Der Meistertitel steht zu Recht für handwerkliche aber auch berufspädagogische Qualität. Diese Qualität brauchen wir für unsere Fachkräfte von heute und die Ausbildung der Azubis von morgen.“ Sternatz betont: „Damit unterstützt das Wirtschaftsministerium auch die Forderung der Gewerkschaften nach der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Mit dieser Maßnahme gewährleisten wir in Hessen, dass insbesondere junge Menschen ihre beruflichen Perspektiven ohne finanzielle Unwägbarkeiten verwirklichen können.“
Friseursalon in dritter Generation
Franziska Sandtner hat 2024 erfolgreich ihre Prüfung zur Friseurmeisterin bestanden und arbeitet in dritter Generation im Betrieb ihrer Familie. Franziska Sandtner, die ihre Prüfung als Jahrgangsbeste der Handwerkskammer Wiesbaden abgeschlossen hat, sagte: „Ich bin positiv überrascht, dass die Meisterprämie in Hessen erhöht wurde – das ist ein starkes Signal für das Handwerk! Mit dieser Förderung werden angehende Meisterinnen und Meister noch gezielter unterstützt. Es fördert den Stellenwert des Handwerks in unserer Gesellschaft und wie sehr die Leistung der Meisterinnen und Meister gewertschätzt wird. Eine solche Anerkennung macht in meinen Augen das Handwerk nicht nur attraktiver, sondern kann auch helfen, mehr junge Menschen für diesen erfüllenden Beruf zu begeistern – denn es gibt kaum etwas Schöneres, als ein Handwerk auszuüben und mit den eigenen Händen etwas Bleibendes zu schaffen.“
Hintergrund
Mit 3.500 Euro ist diese Förderung im Sinne der kostenfreien Meisterausbildung seit dem 1. Juni 2024 so bemessen, dass damit auch die Kosten teurerer Meisterlehrgänge und der dazugehörigen Prüfungen aufgefangen werden können – insbesondere dann, wenn auch das Aufstiegs-BAföG genutzt wird, die bundeseinheitliche gesetzliche Regelförderung für Aufstiegsfortbildungen.
Die Förderung richtet sich an Fachkräfte mit Hauptwohnsitz oder Arbeitsplatz in Hessen und soll die Attraktivität der beruflichen Weiterbildung stärken sowie dem Fachkräftemangel im Handwerk und weiteren Branchen gezielt entgegenwirken.