Die Grube Messel hat als einzige deutsche Weltnaturerbestätte in der Bewertung des aktuellen World Heritage Outlook der International Union for Conservation of Nature (IUCN) die Bestnote „good“ erhalten. Die IUCN bestätigt damit, dass die Welterbe-Werte der Fossillagerstätte in gutem Zustand sind und bei Fortführung der bestehenden Schutzmaßnahmen auch in Zukunft gesichert bleiben. Der Bericht bewertet Schutz und Management der Stätte als „highly effective“ – also hochwirksam. Damit steht Deutschlands erstes UNESCO-Weltnaturerbe 30 Jahre nach seiner Ernennung besser da denn je und sorgt mit neuen Angeboten insbesondere für Familien für eine größere Sichtbarkeit von naturkundlichen Themen.
Die IUCN ist eine unabhängige weltweite Organisation, die Regierungen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft im Naturschutz vernetzt. Zu ihren wichtigsten Tätigkeitsfeldern gehören die Erstellung der IUCN-Roten Liste gefährdeter Arten, die Entwicklung internationaler Standards für Schutzgebiete und Artenschutz, die Beratung von Staaten und UN-Programmen sowie die Bewertung des Zustands von UNESCO-Weltnaturerbestätten über den IUCN World Heritage Outlook, der weltweit den Erhaltungszustand dieser Gebiete überwacht und Handlungsempfehlungen gibt.
Verantwortungsvolle Arbeit Hessens
Wissenschaftsminister Timon Gremmels erklärt: „Die gute Bewertung der Grube Messel im IUCN World Heritage Outlook bestätigt, dass Hessen ein Weltnaturerbe von globalem Rang nicht nur beherbergt, sondern auch vorbildlich schützt. Die Fossillagerstätte ist damit nicht nur ein Schatz vergangener Lebensräume und Lebewesen, sondern auch ein Beispiel dafür, wie wissenschaftliche Neugier, verantwortungsvolle Denkmalpflege und internationales Engagement Hand in Hand gehen können. Diese Auszeichnung unterstreicht nicht nur die internationale Bedeutung der Grube Messel, sondern würdigt zugleich die verantwortungsvolle Arbeit Hessens und der beteiligten Institutionen – allen voran die Welterbe Grube Messel gGmbH, die das Site Management innehat, das Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH), das Hessische Landesmuseum Darmstadt (HLMD) und nicht zuletzt die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN), die als Betreiberin der Grube Messel fungiert. Das ist ein großer Erfolg für Hessen und die Wissenschaft weltweit.“
World Heritage Outlook
Der World Heritage Outlook ist das weltweit umfassendste Bewertungssystem für die Erhaltungsprognose von Weltnaturerbestätten. Alle drei bis fünf Jahre beurteilen unabhängige Expertinnen und Experten, ob die jeweiligen universellen Werte als gut, bedingt oder gefährdet einzustufen sind. Die Bestnote „good“ bedeutet, dass die Werte der Stätte in gutem Zustand sind und voraussichtlich auch in absehbarer Zukunft erhalten bleiben, sofern die bestehenden Erhaltungsmaßnahmen und Schutzmaßnahmen weiterhin fortgeführt und eingehalten werden. Die IUCN erklärt in ihrer aktuellen Bewertung der Grube Messel, die im Oktober veröffentlicht wurde, dass die wissenschaftlichen Fossilgrabungen innerhalb des Weltnaturerbes und paläontologischen Bodendenkmals strengen Vorgaben folgen und deshalb von diesen nur eine sehr geringe Bedrohung ausgehe. Die seit 2019 geltenden Grabungs- und Dokumentationsrichtlinien des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen wurden unter der wissenschaftlichen und bodendenkmalfachlichen Leitung von Prof. Dr. Markus Harzenetter und Prof. Dr. Udo Recker (LfDH) ausgearbeitet. Sie stellen sicher, dass Forschung und Denkmalschutz verantwortungsvoll miteinander verbunden werden – sensibel, transparent und im Sinne der UNESCO-Vorgaben. Es konnte sogar ein Weg gefunden werden, der es seit diesem Jahr auch Besuchenden ermöglicht, unter fachkundiger Anleitung im GRAB’MAL, einer Grabungshütte am Rand der Grube, selbstständig nach Fossilien zu suchen.
Die Grube Messel
Die Grube Messel bei Darmstadt hat eine bewegte Vergangenheit: Ursprünglich als Tagebau genutzt, stand sie in den 1980er Jahren kurz davor, zur Abfalldeponie zu werden. Es ist allein einer aktiven Bürgerschaft aus Messel zu verdanken, dass dies nicht geschah. Im Dezember 1995 wurde die Grube Messel als erstes deutsches Naturdenkmal in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen – ein Meilenstein für den Naturschutz in Deutschland und ein historischer Moment für Hessen. Die UNESCO würdigte damals wie heute den außergewöhnlichen universellen Wert (Outstanding Universal Value, OUV) der Fossillagerstätte: sie gilt als die weltweit bedeutendste Fundstelle für das Verständnis des Eozäns, als die Säugetiere begannen sich in allen wichtigen Landökosystemen fest zu etablieren. Der Erhaltungszustand der Fossilien ist außergewöhnlich gut und ermöglicht eine hochqualitative wissenschaftliche Arbeit. Und noch ein Jubiläum ist 2025 zu feiern: Vor 150 Jahren wurde in der Grube das erste Fossil entdeckt – ein Krokodil. Die Lagerstätte liefert seit Jahrzehnten einzigartige Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt vor rund 47 Millionen Jahren. Die außergewöhnlich gut erhaltenen Fossilien – darunter vollständige Urpferd-Skelette, detailreiche Insektenfunde und eine vielfältige Flora – machen die Grube Messel zu einem weltweit herausragenden Archiv der Erdgeschichte.
Messel-Tagung vom 8. bis 12. Dezember 2025
Über 100 Forschende aus aller Welt kommen auf der „Senckenberg-Konferenz 2025“ zusammen, um sich intensiv mit der Grube Messel zu befassen. Auf der Tagung tauschen sie sich über eine Vielzahl von Themen aus, darunter organismische Vielfalt, Arteninteraktionen und Klima auf dem Land.