Auch für die Betriebe in Hessen war das letzte Jahr von der Corona-Pandemie und den Maßnahmen zu deren Eindämmung geprägt. Wie sich Betriebsschließungen und Kontaktbeschränkungen auf die betriebliche Aus- und Weiterbildung auswirken, untersucht das IAB-Betriebspanel 2020: Im Zeitraum Juli bis November 2020 wurden dazu 1.000 Betriebe befragt.
Das Ausbildungsangebot der hessischen Betriebe lag im Ausbildungsjahr 2019/2020 – und somit noch in Vor-Coronazeit – fast auf dem Vorjahresniveau. 29 Prozent der Betriebe bildeten aus, im Vorjahr waren es 31 Prozent. Die Ausbildungsquote erhöhte sich auf 4,4 Prozent. Die angebotenen Ausbildungsplätze gingen leicht zurück, dennoch konnten mehr Plätze besetzt werden als in den vorangegangenen zwei Jahren.
Trotz Pandemie lag die Übernahmequote im letzten Jahr bei durchschnittlich 70 Prozent – im Vergleich mit 2019 fiel sie geringfügig niedriger aus. Mit dem zweithöchsten Wert seit 2001 liegt sie dennoch auf einem hohen Niveau.
Übernahme abhängig von wirtschaftlicher Situation im Betrieb
Die Bereitschaft der Betriebe, Auszubildende nach erfolgreichem Abschluss zu übernehmen, wird u. a. von der wirtschaftlichen Situation des Betriebes beeinflusst. Bei Betrieben, die wirtschaftlich von der Pandemie betroffen waren, übernahmen nur 67 Prozent ihre Auszubildenden. Bei Betrieben ohne negative Auswirkungenlag die Übernahmequote bei 77 Prozent.
Zum Zeitpunkt der Befragung hatten 19 Prozent der Betriebe für das beginnende Ausbildungsjahr 2020/2021 bereits Ausbildungsverträge abgeschlossen; im Vorjahr waren es noch 22 Prozent. Die stärksten Rückgänge waren im Wirtschaftszweig Handel und Reparatur mit 15 Prozentpunkten zu verzeichnen. Eine Ausnahme bildete das Baugewerbe: Hier stiegen die Ausbildungsverträge um 10 Prozentpunkte an. Gleichzeitig planten 11 Prozent der Betriebe noch Ausbildungsverträge abzuschließen, 2019 hatten dies lediglich 9 Prozent vor.
Weiterbildungsangebote eingeschränkt
Im 1. Halbjahr 2020 förderten nur ein Drittel der Betriebe Weiterbildungen, 2019 waren es noch etwa die Hälfte. Betriebe aller Wirtschaftszweige und Betriebsgrößenklassen haben ihre Aktivitäten im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr eingeschränkt. Dies traf besonders auf Betriebe zu, die von der Pandemie wirtschaftlich stark betroffen waren.
Nur noch 14 Prozent der Beschäftigten nahmen an betrieblich geförderter Weiterbildung teil – eine Halbierung im Vergleich zum Vorjahr. Beschäftigte in qualifizierten Tätigkeiten, die in den vergangenen Jahren am meisten von Weiterbildungsangeboten profitierten, mussten den stärksten Rückgang hinnehmen.
Mehr als die Hälfte der weiterbildungsaktiven Betriebe in Hessen haben im 1. Halbjahr 2020 Weiterbildungsmaßnahmen per E-Learning durchgeführt. Fast drei Viertel dieser Betriebe gaben an, sich aufgrund der Kontaktbeschränkungen für digitale Formate entschieden zu haben. Vor allem Betriebe, die wirtschaftsnahe und wissenschaftliche bzw. sonstige Dienstleistungen erbringen, setzten E-Learning ein. Dadurch konnte ein Teil der geplanten Weiterbildungsmaßnahmen, die wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten, kompensiert werden.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit sowie der Europäischen Union - Europäischer Sozialfonds.
IAB-Betriebspaneldaten zur Aus- und Weiterbildung unterscheiden sich von anderen Statistiken, da sie einige Besonderheiten aufweisen. Sie sind daher nicht mit anderen Daten vergleichbar (siehe Methodische Hinweise im Report).